2015-07-30

Meine Nachbarin, Frau M.

Meine Nachbarin, Frau M., ist schon recht fortgeschrittenen Alters, sehr rüstig, sehr mobil und vor allem sehr gepflegt. Sie wohnt hinter einer Wohnungstür in der es vor Schlössern nur so wimmelt. Noch nie sah ich eine Wohnungstür mit so vielen Schlössern! Und natürlich verbergen sich noch hinter der Tür einige Sicherheitsmechanismen, die sie erst einmal frei räumen muss, wenn sie einem die Tür öffnen möchte.

Ich weiß das, weil ich Frau M. eines Sonntagsmorgens um 5:30 Uhr einmal besuchen ging. Sie war eh schon seit einer Stunde wach und räumte fröhlich in ihrer Wohnung um und da ich deswegen nicht mehr gut schlafen konnte, dachte ich, „gehste hoch und fragste, ob Du ihr beim Räumen helfen kannst …”

Das war natürlich gelogen. Ich stand zerfleddert, müde und mittelschwer genervt vor ihrer Tür, wies sie höflich daraufhin, dass es a) Sonntags sei und b) sehr früh am Sonntag Morgen sei und ich zumindest am Wochenende doch einmal länger schlafen wollen würde als ich sonst schon eh kurz schlafe.

Frau M. war ehrlich erschrocken bis peinlich berührt und bemüht sich seit dem sehr erst ab ca. sieben Uhr die Wohnung täglich umzuräumen. Sie kann da natürlich ein Stück weit nicht dafür, denn sie ist selbst schon sehr schwerhörig (weswegen es auch nicht leicht ist an einem Sonntagmorgen um 05:30 Uhr ihr im Treppenhaus stehend zu erklären, warum man selbst gerade recht gnatschig ist, denn es zieht eine potentielle Gnatschigkeit anderer Nachbarn zwangsläufig mit sich) und hört vermutlich selbst gar nicht mehr, was sie für einen Radau veranstaltet. Dem Rest sind doch der Plattenbauten dünne Wände und Decken geschuldet; angeblich hätte man ja hier mit der Modernisierung neue Decken eingezogen, erzählten mir meine Nachbarn, unter meiner Wohnung lebend, neulich. Für meine Wohnung hege ich da berechtigte Zweifel. Alternativ möchte ich mir die Hellhörigkeit der Wohnungen ohne dieser Decken nicht wirklich vorstellen müssen.

Frau M. selbst ist von kleiner Statur. Sie wird nie wirklich groß gewesen sein, das fortgeschrittene Alter wird ein übriges geleistet haben, Frau M. ist ein knapper anderthalbfacher laufender Meter. Plus fünf Zentimeter. Wenn's hoch kommt acht.

Frau M. ist leicht hausstauballergisch geplagt. Sie selbst hat mir das nie erzählt aber das weiß ich, weil sie oft niest. Also sehr häufig niest. In ihrer Wohnung. So im Schnitt mindestens 10-15 Mal am Tag. Und zwar mit Freude, Herz und Karacho! Sie haut die Nieser hinter einander weg raus, unter drei bis fünf macht sie es nicht in einem Niesschwung und auch wenn die Fenster, die hier im Haus modernisiert und Schallschutz massiv verbaut sind, nicht wirklich erzittern, dann bin ich sicher, dass die Wände das sehr wohl tun. Wenn Frau M. niest, dann wackeln hier in der Platte die Wände. Und zwar von hier, Berlin Mitte, bis nach Mahlsdorf!

1 Kommentare:

arboretum hat gesagt…

Ich gestehe, ich niese auch sehr laut. Dafür höre ich aber regelmäßig zwei von drei meiner Nachbarn pinkeln, weil sie anscheinend die Tür nicht schließen (links von mir) bzw. im Stehen pinkeln (unter mir). Der dritte Nachbar (rechts) schneuzt sich dafür wie ein Elefant die Nase - morgens um 5 Uhr. Ich finde, da darf ich ruhig niesen, das kommt seltener vor.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!